Aufwachen, Papa Staat!

Sehr geehrte Leser des TechnoPharm-Journals,

die umweltfreundlichste Energie ist immer noch diejenige, die gar nicht erst gebraucht wird. Folgerichtig ist der Energieeffizienz-Index EEI des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart zum Winter 2018/19 so hoch wie noch nie – auch die Pharmaindustrie möchte also ihre Energieeffizienzmaßnahmen intensivieren. Der EEI entsteht in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA, dem TÜV Rheinland u. a.

Dabei gilt jedoch: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Dies scheint zumindest die Tatsache anzudeuten, dass zwei Drittel der befragten Pharmaunternehmen die Bedeutung der Energieeffizienz in den nächsten 12 Monaten auf gleich hohem Niveau wie aktuell einschätzt. Das ist verständlich angesichts minutiös mit den Behörden abgestimmter Produktionsprozesse. Das Risiko, bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen die kritische Masse zu erreichen, bei der ein Produktionsprozess aufs Neue offiziell validiert werden muss, scheuen etliche Hersteller mit Recht: Die Hälfte der Befragten hat vor, ihre Energieeffizienz im kommenden Jahr um nur 0–5 % zu erhöhen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber: Im Vorjahr wollte fast die Hälfte gar nichts unternehmen – 2019 will zumindest ein Drittel der Befragten ihre Energieeffizienzmaßnahmen erhöhen.

Energieeffizienz dürfte zu den Hauptargumenten gehören, wenn bestehende Anlagen und Produktionsumgebungen umgebaut werden. Dass neu Geplantes in dieser Hinsicht auf das Optimum getrimmt wird, ist selbstverständlich – nur eingefleischte Gläubige dürften sinkende Energiepreise in absehbarer Zeit für realistisch halten. Laut dem VEA – Bundesverband der Energie-Abnehmer e. V. müssen Industriekunden 2019 im Vergleich zum Vorjahr 11,4 % mehr für ihren Strom bezahlen! Deshalb ist reduzierter Energieverbrauch ein kritisches Element in all den Beiträgen der vorliegenden TechnoPharm-Ausgabe mit dem Fokus Maschinen- und Anlagenbau.

Themen sind u. a. die Optimierung der Klärungsfiltration von Zellkulturen mit viralen Vektoren, der Technologie-Transfer von pharmazeutischen Prozessen, Quality by Design für Kapselfüllprozesse mittels innovativer pharmazeutischer Prozessvalidierung, die Etablierung eines GMP-Monitoringkonzeptes sowie Wand- und Deckensysteme im Reinraumbau.

Knapp drei Viertel der Pharmaunternehmen wünschen sich laut der EEI-Analyse verstärkte Anstrengungen der Politik zur Steigerung der Energieeffizienz. Natürlich gibt es solche bereits – doch nur gut die Hälfte der Befragten nutzt Fördermittel oder plant, dies zu tun. Stärkere Anreize für Investitionen fordert ein Viertel der befragten Pharmafirmen. Hier ist anzunehmen, dass dasselbe Problem wie bei den teils üppigen Fördertöpfen der EU für alle möglichen und unmöglichen Projekte vorliegt: Wer überhaupt von der Existenz bzw. Verfügbarkeit dieser Gelder weiß, hat oft keine Ahnung, wer genau sich dafür bewerben kann. Wo kann man sich bewerben, wer entscheidet darüber, was sind die konkreten Kriterien? Hole ich mir am Ende für eine überschaubare Summe ein Übermaß an Bürokratie ins Haus, sodass der ganze Aufwand sich nicht lohnt? Zudem sind manche Bewerbungsverfahren so kompliziert und die Vergabekriterien so intransparent, dass der Antragsteller sich einen Spürhund oder auch ein Trüffelschwein zulegen muss!

Sollten Sie die CPhI besuchen, benötigen Sie Letztere allerdings nicht: Besuchen Sie uns und interessante Pharmadienstleister sowie -zulieferer doch auf unserem Gemeinschaftsstand (Halle 11.1, Standnummer G10)!

Ihr

Jens Renke

Redaktion TechnoPharm

TechnoPharm 2019, Nr. 5, Seite 257